Die Geschichte von "Peer Gynt" hier an dieser Stelle zu erzählen, sprengte den Rahmen; sie ist meiner Meinung nach thematisch und mythologisch überfrachtet, ich möchte sie -wohlwollend- als eine Mischung aus Goethes "Faust" und Mozarts "Zauberflöte" beschreiben. Griegs Landsmann Hanns Christian Andersen hielt das Epos gar " für das Schrecklichste, das er je gelesen" habe. Dennoch hat dies Grieg nicht davon abgehalten, eine wunderbare Musik dazu zu schreiben, die es allemal wert ist, gehört zu werden, obschon auch er die literarische Vorlage nach eigenem Bekunden nicht mochte.
Griegs Schauspielmusik hierzu war ein so grosser Erfolg, dass er beschloss, aus dem musikalischen Material zwei Suiten neu zusammenzustellen; gewissermaßen ein 'Best of"! Allerdings hat er sich bei den Suiten auf die Musik beschränkt, während seine Schauspielmusik einen Sprecher vorschreibt, der in die jeweilige Szenerie von Ibsens Drama einführt. Bei diesen beiden Suiten hat er sich aber nicht mehr an die ursprüngliche Szenenfolge in Ibsens Drama gehalten. So kommt es, dass die Peer Gynt Suite Nr. 1 mit der "Morgenstimmung" beginnt, obwohl diese Szene in Ibsens Drama erst in der Mitte erscheint.
Und noch etwas mag in diesem Zusammenhang interessant sein: Viele Musikliebhaber assoziieren mit Griegs "Morgenstimmung" die friedliche Naturstimmung eines sonnendurchfluteten norwegischen Fjords. In Ibsens Drama hingegen spielt diese Szene in einer Oase der Wüste Sahara. So ziemlich das Gegenteil, also! Ein weiteres Beispiel dafür, dass Musik eigentlich immer "absolut" ist und in die man -je nach momentaner seelischer Disposition- so fast alles hinein interpretieren kann.
Dennoch gehört dieses Stück seiner ganzen musikalischen Charakteristik nach sicherlich zu Nord-Europa, denn zu Afrika!
Ich wünsche viel Spaß mit meiner MIDI-Klavier-Version der "Morgenstimmung":
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